Welches Mountainbike passt zu mir?

Eine Entscheidungshilfe zur Modellauswahl und Tipps zum Neu- bzw. Gebrauchtkauf

Hier stellen wir euch Mountainbikes für unterschiedliche Einsatzbereiche vor, stellen Rahmen- & Reifengrößen vor und liefern ein paar Pros und Contras zum Neu- oder Gebrauchtkauf.
Welches Mountainbike ist das richtige für mich?
Das richtet sich danach, was du mit den Rad vor hast. Für jeden Einsatzbereich gibt es spezielle Mountainbikes, die unterschiedlich konstruiert und ausgestattet sind. Leicht für die Fahrt bergauf oder stabil für Abfahrten über ruppiges Gelände. Zahlreiche Optionen bei Rahmengeometrie, Antrieb, Bremsen und Federung definieren den Einsatzbereich. Starten wir mit einer möglichst simplen Einteilung:

Einfache Allround-Mountainbikes
Das sind Mountainbikes, die man täglich auf der Straße sieht. Vorne eine gefederte Gabel (um die 100mm Federweg), hinten ohne Federung, stark profilierte Reifen und ein robuster Rahmen. Solche Mountainbikes nennt man Cross-Country Bikes (abgekürzt XC) oder auch Hardtails (bedeutet: hinten ungefedert). Das sind stabile Fahrräder für den Alltagseinsatz und Radtouren über Wald- und Feldwege. Mit bis zu 30 Gängen kann man damit gut bergauf fahren und kommt Dank der robusten Bauart im Gelände auch gut über einfache Hindernisse und holprige Strecken.

Hardtail mit wenig Federweg - ein Cross Country Bike

Ein einfaches Mountainbike mit wenig Federweg für den Allround-Einsatz, z.B. für Touren im Wald

Diese Fahrräder kommen bei anspruchsvollem Gelände aber schnell an ihre Grenzen. Wer ein günstiges Bike zum Einstieg sucht und eher Trainingsrunden durch den Wald drehen möchte, der kann sich ein Cross-Country Bike zulegen. Touren im alpinen Gelände, Besuche im Bikepark oder Springen über Rampen sollte man damit nicht planen.

Mountainbikes für die Fahrt bergab
Hoch mit dem Lift, runter mit dem Bike. Genau wie beim Wintersport liegt der Fokus auf dem Spaß bei Abfahrten. Fahrräder für diesen Einsatzbereich sind besonders stabil gebaut - und deshalb auch schwerer. Die Felgen halten Fahrten über Wurzeln und Steine locker aus. Gabel und Hinterbau verfügen über Federwege bis über 200mm, um große Sprünge und harte Schläge locker wegzustecken.

Downhill-Bike mit Doppelbrückengabel

Ein Downhill Bike kennt nur eine Fahrtrichtung: bergab... und zwar mit maximaler Geschwindigkeit

Auch die Geometrie des Rahmens ist an die Körperhaltung bei Abfahrten angepasst. Daraus lässt sich schon erkennen: diese Bike-Kategorie eignet sich nicht für die Fahrt bergauf. Spezialbikes für diesen Einsatzbereich nennen sich Downhill, Freeride oder Park Bike (auch Gravity oder Big Bike).

Mountainbikes für anspruchsvolles Gelände
Für diese Mountainbike-Kategorie gibt es vielen Bezeichnungen. Je nach Federweg und Ausstattung sind diese Bikes für Touren mit vielen Höhenmetern oder eher abfahrtsorientiert aufgebaut. Tour, All-Mountain oder Trail Bike, sowie Enduro und Super Enduro sind die häufigsten Kategoriebezeichnungen, die von den Herstellern verwendet werden. All diese Mountainbikes sind Full Suspension Bikes (auch Fully genannt), was bedeutet, dass diese an Gabel und Hinterbau gefedert sind.

All Mountain Bike

Ein Fully für die Fahrt durch anspruchsvolles Gelände - bergauf und bergab

140 bis 180mm Federweg sind üblich, um ausreichend Kapazität für anspruchsvolle Abfahrten zur Verfügung zu stellen. Um sowohl bergauf als auch bergab zu funktionieren, werden Gabeln mit verstellbarem Federweg, absenkbare Sattelstützen und Dämpfer mit Blockierfunktion eingesetzt.

Mountainbikes für Tricksprünge
Diese speziellen Bikes nennen sich Dirt oder Slopestyle Bikes. Sie sind allerdings nicht für Fahrten durchs Gelände gedacht, sondern werden wie BMX Räder auf speziell gebauten Jump Lines verwendet, um über Dirt Jumps zu springen und dabei Tricks zu zeigen. Dirt Bikes sind kompakte und leichte Hardtails, haben um die 100mm Federweg an der Gabel und werden mit Single Speed Antrieb gefahren.

Dirt Bike

Ein Dirt Bike für Tricksprünge

Eine Bremse befindet sich nur am Hinterrad. Ein voll gefedertes Dirt Bike nennt man Slopestyler, diese Bikes werden über größere Jump Lines gefahren.

Ein Rad für alles?
Gibt es ein Mountainbike, das alles kann? Das ist immer ein Kompromiss, der aber möglich ist. Jedes Spezialbike wird in seinem definierten Einsatzbereich einem Allrounder überlegen sein, aber bei anderer Nutzung deutlich unterliegen. Downhiller bergauf - vergiss es! Mit einem Hardtail über Steinfelder - autsch! Der beste Kompromiss ist ein federwegstarkes Enduro bis Super Enduro. Stabil, aber nicht zu schwer und ausgestattet mit hochwertigen Komponenten, die sich für die Fahrt bergauf bzw. bergab verstellen lassen. Damit geht alles: Sprünge im Bikepark, ballern über Wurzeln und Steinfelder, Speed auf dem Trail, lange Touren und Klettern am Berg. Auch Dirt Jumps sind möglich.

Enduro Bike

Fit für jeden Einsatzbereich: Enduro Bikes mit viel Federweg und guten Komponenten eignen sich für Bikeparks und Touren in jedem Gelände

Je nach Priorität kann man die Allroundeignung des Mountainbikes durch die Auswahl eines passendes Modells selbst bestimmen, z.B. geringeres Gewicht und weniger Federweg, wenn es eher für Touren und bergauf eingesetzt werden soll. Oder ein längerer Radstand und mehr Federweg für Laufruhe bergab.

Sind E-Mountainbikes eine sinnvolle Alternative?
Die Motorunterstützung liefert Support, wenn das Bike auf gerader Strecke schneller bewegt werden soll, oder um Anstiege kraftsparender zu bewältigen. Das kann den Fahrspaß auf diesen Streckenabschnitten erhöhen, wird aber immer durch ein wesentlich höheres Gewicht des Bikes erkauft. Das merkst du im Handling und bei Sprüngen.

E-MTB

E-Mountainbikes spielen ihren Vorteil auf geraden Strecken und Anstiegen aus. Der Support durch den Elektromotor steigert den Fahrspaß.

Ein E-MTB erleichtert es schwieriges Gelände bergauf zu erreichen, stellt auf dem Weg bergab aber eher höhere Ansprüche an das Fahrkönnen. Wer sich dessen bewusst ist und Motorunterstützung benötigt, kann auf ein E-Mountainbike zurückgreifen.

Rahmen- und Reifengröße?
Während die Rahmengröße zum Körperbau des Fahrers passen muss, hängt die Reifengröße von den persönlichen Vorlieben ab.

Rahmengröße
Faustformel: Je größer der Fahrer, desto größer der Fahrradrahmen. Basis bildet dabei die gemessene Schritthöhe des Fahrers. Dieser Wert lässt sich auf Shop- und Hersteller-Websites in eine passende Rahmengröße umrechnen (per Tabelle oder Online-Rechner).

Ausschlaggebend für die Größe des Rahmens ist die Länge des Sattelrohrs, also der Abstand von der Mitte des Tretlagers bis zum oberen Ende des Sattelrohrs. Diese Länge wird in Zoll angegeben und liegt bei Mountainbikes herstellerabhängig zwischen 13 Zoll (Größe XS) und 22 Zoll (Größe XL).

Mit der Höhe des Rahmens nimmt auch die Länge der anderen Rohre zu, ein größerer Rahmen ist also auch länger. Damit ist die Rahmengröße nur ein Richtwert - ob die Rahmengeometrie sich gut anfühlt, testet man am besten bei einer Probefahrt.

Reifengröße
Auch hier werden die Größen in Zoll angegeben. Gängig sind 29 Zoll und 27,5 Zoll (auch 650B genannt). Die Größe 26 Zoll war jahrzehntelang der Standard, ist aber inzwischen weitgehend vom Markt verschwunden (ausgenommen Dirt Bikes). Kleinere Zollgrößen wie 24, 22 und 20 findet man bei MTBs für Kids.

Mountainbikes mit 27,5- und 29-Zoll-Bereifung haben die 26er abgelöst, vor allem weil das Überrollverhalten im Gelände günstiger ist. Wer sich zwischen beiden Größen entscheiden muss: 27,5 ist agiler, stabiler und leichter - für actionreiches Biken eher zu empfehlen.

Neu oder gebraucht?
Ein Mountainbike kannst du neu oder gebraucht kaufen. Für beides gibt es Argumente.

Neukauf
Neu ist geil. Alles glänzt. Keine Kratzer. Ohne einen einzigen Makel steht das neue Bike vor dir. Aber das Bild wird sich ändern, ob du willst oder nicht. Jeder Transport und jeder Einsatz wird seine Spuren hinterlassen. Ablegen auf dem Boden, einhängen im Lift, streifende Äste, fliegender Schmutz, spritzende Pfützen, ein Sturz - der individuell Schliff kommt kontinuierlich.

Trotzdem macht eine neues Bike Spaß, denn du hast es genau so ausgesucht wie du es brauchst. Größe, Ausstattung, Farbe - je nach Konfiguration hat das aber seinen Preis. 2.500 bis 3.500 Euro Listenpreis ist eine Hausnummer, die du für ein hochwertiges Full Suspension Bike investieren solltest. Bei günstigeren Mountainbikes ist die Ausstattung tendenziell schlechter, teurere Bikes sind eher Luxus... es sei denn du planst die Teilnahme an Wettbewerben.

Wenn du sparen möchtest, dann schau am Ende des Jahres nach reduzierten Angeboten. Wenn die Folgemodelle in den Startlöchern stehen, dann wird der Lagerbestand der alten Serie deutlich günstiger verkauft. Wesentlich mehr kannst du bei Angeboten sparen, die ein oder zwei Modelljahre zurückliegen. Andere Designs auf dem Rahmen, leicht modifizierte technische Features, etc. - den Unterschied wirst du eher nicht merken - das Plus in der Geldbörse schon. Ein ehemals 3.500 Euro teures Bike kann man dann schon mal für 2.500 bekommen.

Gebrauchtkauf
Richtig sparen kannst du beim Gebrauchtkauf. 1.300 Euro (+/- 300 EUR) ist der Preisbereich, den du für gut ausgestattetes Mountainbikes investieren solltest. Mit Glück gibt es für 1.600 EUR ein zwei Jahre altes Top-Modell in gutem Zustand. Auch 3-4 Jahre alte Bikes mit guter Ausstattung sollten in deinen Fokus rücken, letztendlich entscheidet dann der Gebrauchszustand. Nimm beim Kauf jemanden mit, der sich auskennt. Mit erkannten Mängeln bzw. Verschleiß lässt sich der Preis gut drücken, wenn man die Kosten für den Neuteile oder Service kennt.

Letztendlich sieht ein gebrauchtes Rad wahrscheinlich genau so aus, als hättest du es selbst seit dem Erstkauf benutzt. Verschleißteile an Antrieb und Bremsen sowie die Reifen sind immer irgendwann zum Austausch fällig. Dämpfer benötigen einen Service, Lager müssen geschmiert und Bremsen entlüftet werden. Die große Unbekannte beim Gebrauchtkauf sind versteckte Mängel. Gab es heftige Crashs? Deutet eine Beschädigung am Rahmen darauf hin? Tipp: Beim Gebrauchtkauf immer einer Kaufvertrag anfertigen (Rahmennummer, Verkäuferdaten) und am besten die Originalkaufquittung mitgeben lassen (Restgarantie).


Leihen & Testen?
Es ist absolut sinnvoll sich vor dem Kauf auf verschiedene Bikes zu setzen, nicht nur um die optimale Größe herauszufinden. Unterschiedliche Mountainbikes fühlen sich beim Fahren anders an. Auf Testfahrten kannst du deinen Favoriten herausfinden.

Probefahrten bietet dir jeder lokale Händler an. Noch mehr Testmöglichkeiten findest du bei Bike Events, bei denen unterschiedliche Marken ihre Mountainbikes präsentieren. Informiere dich bei den Herstellern oder Magazinen über die Termine, diese finden häufig im Rahmen von Events wie Rennen oder Messen statt.

Auch in Bikeparks oder bei anderen Verleihstationen in Bike Regionen kannst du Leihbikes mieten und so selbst erfahren, wie du mit unterschiedlichen Bike-Konfigurationen klar kommst.

Bike selbst zusammenbauen?
Du kannst ein Mountainbike auch aus Einzelteilen neu zusammenstellen. Das ist als Einsteiger aber nicht zu empfehlen, denn du solltest dich dabei schon gut mit den Komponenten und unterschiedlichen Standards auskennen. Es ist fast immer günstiger ein gut ausgestattetes Komplettrad neu oder gebraucht zu kaufen, als sich die Komponenten einzeln zusammenzustellen. Hast du hingegen schon viele Austauschteile von anderen Rädern über und möchtest dir ein Neues mit einem anderen Rahmen aufbauen, dann kannst du relativ günstig an ein weiteres Rad kommen.


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